- Küchenlied
- Küchenlied,populäre Liedform des 19. Jahrhunderts; entstammte in der Regel der bürgerlichen Salonsphäre (Salonmusik), für die es von zumeist zweit- oder drittrangigen Komponisten als Kunstlied im romantisierenden Volkston verfasst worden war. Dem entsprach ein sich in Teilen des mittleren Bürgertums in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Reaktion auf die Auswirkungen der kapitalistischen Industrialisierung ausbreitender Hang zum Sentimentalen. Bei diesen Liedern handelte es sich dann auch fast ausnahmslos um romantische Poesien voller Mondschein, Liebesschmerz und Nachtigallgesang, die in einem larmoyanten, leiernden Ton abgefasst waren. Sie wurden vom Dienstpersonal der bürgerlichen Haushalte aufgegriffen, daher die Bezeichnung, und wanderten über diesen Weg in die Kleinbürgerstuben und Hinterhöfe, wo sie die unerfüllten Sehnsüchte, aber auch Kümmernisse besonders des weiblichen Teils der Großstadtbevölkerung angesprochen haben müssen. Typische Beispiele sind die noch heute bekannten Lieder »Holde Gärtnersfrau« und »Mariechen saß weinend im Garten«.
Universal-Lexikon. 2012.